Die
Gasversorgung in Deutschland wird von der Bundesnetzagentur aktuell als stabil
eingestuft. Doch auch wenn es unwahrscheinlich erscheint, dass es in diesem
Winter noch zu einer Gasmangellage kommt, beschäftigt sich die Kreisverwaltung
Mayen-Koblenz auch weiterhin mit möglichen Szenarien und schmiedet Pläne rund
ums Thema Energiekrise. „Laut Bundesnetzagentur hat sich die Lage entspannt und
die Versorgungssicherheit ist gewährleistet. Dennoch geht es darum, für den
Ernstfall gerüstet zu sein und auf mögliche Ereignisse reagieren zu können“,
sagt Landrat Dr. Alexander Saftig.
Aus diesem
Grund entwickelt die Kreisverwaltung im Zuge der von der Bundesregierung
ausgerufenen Alarmstufe im Notfallplan Gas einen eigenen Vorsorge- und
Notfallplan im Hinblick auf eine potenzielle Gasmangellage. Durch Gasmangel
kann es im schlimmsten Fall zu einer Überlastung des Stromnetzes und somit zu
einem längeren Stromausfall kommen. Sollte diese Situation eintreten, müssen
Notfallszenarien vorliegen.
Zu diesem
Thema fand unter der Leitung von Brand- und Katastrophenschutzinspektor Rainer
Nell jüngst ein intensiver Austausch mit allen Referats- und Abteilungsleitern
im Kreishaus statt. Dabei ging es darum, Aufgaben, Personalbedarf und
Personalverfügbarkeiten sowie weitere Ressourcen innerhalb des Hauses zu
erkennen, Bedürfnisse und Aufgaben zu priorisieren sowie die Mitarbeitenden für
die Thematik zu sensibilisieren. Ziel des Notfallplans ist es, dass die
Kreisverwaltung auch in einer Mangellage arbeitsfähig bleibt. Hierfür ist es
wichtig, herauszufinden, welche Verwaltungsbereiche zur kritischen
Infrastruktur (KRITIS) gehören. Die Referats- und Abteilungsleiter der
Kreisverwaltung sind daher während der Veranstaltung aufgefordert worden, in
ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen abzufragen, welche ihrer
Arbeitsbereiche als KRITIS-Bereiche eingestuft werden können. Denn diese
sollten während einer Energiemangellage weiterhin oder sogar verstärkt
betrieben werden.
Von einer
Gasmangellage ist die Rede, wenn der Bedarf an Erdgas nicht mehr gedeckt werden
kann, weil der Verbrauch höher ist als der Zustrom von Nachschub. Dieser
Zustand kann mittels Pufferspeicher eine Weile ohne Konsequenzen bleiben. Die
Gasspeicher enthalten bei kompletter Füllung circa 25 Prozent des Erdgas-Jahresbedarfs.
Der Füllstand der Gasspeicher in Deutschland betrug am 2. Januar 90,64 Prozent.
Tendenz steigend.
Gemäß des
Notfallplans Gas der Bundesrepublik Deutschland ergeben sich drei Warnstufen:
Frühwarnstufe, Alarmstufe, Notfallstufe. Letztere wird in sechs Phasen
untergliedert. Ein Handlungsbedarf und direkte Betroffenheit der
Kreisverwaltung Mayen-Koblenz besteht ab Phase 4. Die zu ergreifenden Maßnahmen
reichen hier von Unruheprophylaxe über Krisenkommunikation und Änderungen von
Personalschwerpunkten − personelle Unterstützung in den Bereichen Ordnung,
Katastrophenschutz und Wärmeinseln − bis hin zum Krisenmodus.
Neben der
beschriebenen Gasmangellage können weitere Energiemangellagen auftreten. Eine
davon ist der Brownout. Dieser definiert sich laut der Bundesnetzagentur wie
folgt: Ein (kontrollierter) Brownout kann notwendig werden, wenn im Vergleich
zur nachgefragten Menge zu wenig Strom produziert werden kann. In diesem Fall
ist es notwendig, die Nachfrage soweit zu reduzieren, dass das Angebot die
Nachfrage wieder vollständig decken kann. Nur so kann die Versorgung mit Strom
weiterhin stabil und zuverlässig gewährleistet werden. Ein weiteres Szenario
ist der Blackout. Dieser wird von der Bundesnetzagentur als „unkontrolliertes
und unvorhergesehenes Versagen von Netzelementen“ beschrieben. Ein Blackout ist
demnach kein durch eine Energie-Unterversorgung ausgelöstes Ereignis. Vielmehr
ist es bedingt durch plötzliche Störungen im Netzbetrieb.
Bedingt
werden diese Szenarien durch den Wegfall der Kernenergie sowie dem Ausstieg aus
fossilen Energieträgern. Dadurch besteht die Notwendigkeit, neue
Transporttrassen und Stromspeicher zu schaffen, sprich regenerative Energien.
Diese sind abhängig von nicht beeinflussbaren Faktoren wie Sonnenlicht und
Windstärke. So kann es vor allem in den Wintermonaten, aufgrund von wenig Wind
und wenig Sonne, zu entsprechenden Verknappungen kommen. Darüber hinaus
benötigt das Stromnetz, um zu funktionieren, eine bestimmte Frequenz, mit der
der Wechselstrom im Netz verfügbar ist. Diese Frequenz beläuft sich auf etwa 50
Hertz. Ein weiterer Faktor sind die Trassenprobleme. In Deutschland gibt es
nicht ausreichend Stromtrassen für den Überlandtransport, sodass einige
Regionen überversorgt und andere unterversorgt sind.